Wir kaufen uns einen Van
Das klingt doch nach Abenteuer:
Wir kaufen uns einen Van, mit welchem wir über die roten sandigen Straßen düsen, vorbei an Graslandschaften und hohen Felsformationen, die Küsten entlang oder durch das Landesinnere zum Uluru. Ja das fetzt, ja das machen wir.
Durchs Fenster erblicke ich eine Weite an wunderschönster Natur. Ich kurbel’ das Fenster runter und ein warmer Wind kommt mir entgegen. “Guten Morgen Australien” rufe ich. Dann rief ich nochmal und nochmal. Ich grinse. Martin lacht. Es war der erste Tag nach langer Zeit an dem wir wieder richtig lachen konnten. Ja einige Tage voller Stress und Ärger lagen hinter uns. Jetzt ging es endlich wieder bergauf. So hofften wir. Nein das sagte uns unser Bauchgefühl. Jetzt wird’s schön.
Ein paar Wochen zuvor
Wir saßen in unserer Unterkunft, in einem Hostel. Wir froren, es war Winter und die Unterkunft hatte keine Heizung und anscheinend kaum Isolierung.
Ich schaute zu Martin herüber in sein angespanntes Gesicht. Wir waren verzweifelt. Wir waren planlos. Das hatte ich bisher noch nie so richtig in meinem Leben. Eine Situation wo ich mich für Weg A oder Weg B entscheiden muss. Und diese Wege liegen weit auseinander. Ein einfaches “ich nehme doch den anderen Weg” ist nicht.
Weg A – in Perth arbeiten
Wir kamen vor ein paar Tagen in Perth an und einer meiner größten Wünsche oder Dinge die ich mir im Leben vorgenommen habe ist: im Ausland zu arbeiten. Mein Englisch war schlecht, also musste es in einem englisch sprachigen Raum sein. Mein Anspruch an mich selber war stets: dazu lernen und besser werden. “Mach es dir nicht zu bequem” zumindest noch nicht, mit meinen 29 Jahren.
Hier kommst du zum Beitrag: Einreise Australien, was man bei der Einreise beachten muss.
Wir hörten uns also so langsam bei den anderen Backpackern um, und checkten die Lage. Die meisten Traveller hier arbeiteten in Hostel/ Hotels oder im Cafe.
Im Cafe arbeiten klang toll. Martin wollte natürlich im Hotel arbeiten, er hatte da ja auch sehr viel Erfahrung. Der Plan war super. Wir schrieben also unser Resume, luden ein Post bei Facebook hoch und führten die ersten Telefongespräche.
Tipp: In Australien ist es üblich sich “nur” mit einem Resume, passend auf die Stelle, zu bewerben. Heißt bewirbst du dich auf verschiedene Positionen/ Stellen schreibst du auch mehrere Resume, passend zur jeweiligen Stelle.
In Australien gelten Arbeitserfahrungen mehr als Abschlüsse. Mehr zur Bewerbung in Australien findest du in diesem Beitrag.
Das Problem:
Unsere Unterkunft war echt nicht so toll. Alternativen gab es kaum, es ging eigentlich nur schlimmer. Es war teurer und oder ausgebucht. Wir brauchten also irgendwie eine Unterkunft, bestenfalls bezahlbare und eine in der wir uns irgendwie wohlfühlen. Das Problem konnten wir lösen, aber dazu ging es zu…
Während wir Plan B angingen…
wechselten wir die Unterkunft, welche wir euch empfehlen würden. Das Haus ist eine ältere Lodge, hier wirkt es gemütlicher und man kommt schnell in Kontakt mit anderen Reisenden. Es ist sozusagen ein familiäres Hostel.
Im Winter würde ich jedem ans Herz legen sich einen “Heater” zu besorgen (wir haben einen für 15$ im Baumarkt ergattert). Im Hostel ist es kalt und es gibt keine Heizung, die Isolierung ist aufgrund der alten Wände schlecht. Gleiches gilt laut den Bewertungen wohl auch für den Sommer, nur eben umgekehrt.
Das ist das Hostel: myOZexp Palmerston Lodge
Plan B:
1. Van suchen
Wir wollten uns einen Van kaufen. Der Markt war voll und es gab eine große Auswahl. Mit einem Van konnten wir aber nicht in der Stadt stehen und schlafen, also schmissen wir Plan A mit dem Cafe und Hotel komplett um.
Wieder durchsuchten wir Facebook, diesmal aber nach Vans.
1. Besichtigung
Den ersten Van fanden wir schnell und kurz darauf hatten wir eine Besichtigung. Leider verkaufte die Verkäuferin den Van an ihre Freunde und wir mussten weiter suchen.
2. Besichtigung
Ein paar Tage später ging es zum zweiten Van, dieser war wieder sehr vielversprechend. Als wir dann zurück in der Unterkunft waren schrieb uns die Verkäuferin schon, dass wir den Van haben.
So schnell? Naja wir freuten uns und wurden von Freunden im Hostel beglückwünscht.
Dann kamen erste Zweifel. Sie wollte uns den Van sofort überschreiben, in Western Australia geht das alles online. Gut, wir wollten den Van ja auch schnell haben also fragten wir nur noch nach dem letzten Service… Tja und da kam das Problem dann raus. Das Auto schien nicht mehr das fitteste unter seinen Artgenossen zu sein. Wir brachen den Deal.
Also ging es wieder auf Suche. Langsam waren wir etwas verunsichert.
3. Besichtigung
Plötzlich entdeckte ich eine Anzeige: für nur 4000$ (bisher bewegten wir uns im Raum 7000- 9000$) wollte jemand seinen Van verkaufen. Die Daten waren auch besser als die der letzten Vans… Jünger, weniger km runter… Ich schreib ihn an und am nächsten Tag ging es zum dritten Van.
Etwas vorsichtig mit der Vorfreude, trafen wir uns kurz darauf mit dem Verkäufer. Der Van war naja etwas ungepflegt. Der Verkäufer war typisch: “komm ich Heute nicht komm ich Morgen”.
Das begründete am Ende auch den Preis: Er flog am nächsten Tag nach Indien und musste den Van schnell loswerden. Er dachte bis dahin könne er den Flug verschieben, konnte er nicht.
Wir sagten, dass wir kurz überlegen müssten. Er meinte er hat in 3 Stunden die nächste Besichtigung.
Zeitdruck.
Wir hatten uns geschworen, und nicht wieder so unter Druck setzen zu lassen. Wir zogen uns zurück, telefonierten mit den Eltern, telefonierten mit unserer Werkstatt in Dresden (wie schlimm und teuer das Ölleck laut dem Service sein könnte), wägten ab und entschlossen uns…
Du kannst über das Kennzeichen checken ob das Auto als geklaut gemeldet wurde oder noch offene Rechnung vorliegen. Für 2$ kannst du das über diese Website innerhalb von Sekunden abfragen. Haben wir zwei Mal gemacht. Man bekommt das Formular per E-mail zugesendet.
Wir kaufen einen Van!
Bevor ihr euch einen Van kauft, solltet ihr den Wagen auf Herz und Nieren prüfen. Dafür eignet sich der Service in einer Werkstatt – Kosten ca. 200$! Damit seid ihr auf der sicheren Seite.
Aber Achtung: Backpacker werden gern ausgenommen, dazu später mehr!
Auf der Straße, genauer gesagt auf dem Bordstein, füllten wir die Papiere aus. Da fiel mir plötzlich auf, dass er keinen Fahrzeugbrief hat. Das Einzige was wir bekamen waren die Zettel für das DoT*, für die Registrierung. Es war Sonntag, wir konnten nichts klären. Was machen wir nun? Wen fragen wir?
Die Polizei! Wir suchten das nächste Polizeirevier auf und fragten nach ob der Verkauf so rechtskräftig wäre? Sie meinten ja, in Westaustralien ist es üblich:
Der Verkäufer und der Käufer füllen jeweils ein Dokument aus, man trägt den Kaufpreis ein und das wars. Nein, es gibt kein Fahrzeugbrief. In Australien läuft alles über die Rego. Also die Registrierung deines Autos. Für die Rego muss man zum DoT*.
Wir liefen also zurück und schlugen ein. Ich überwies das Geld per Handy auf sein Konto und er gab uns den Schlüssel. Total verrückt, der Van gehörte nun uns.
Übrigens hatte er ein europäisches Konto, weshalb wir uns einiges an Gebühren sparten. Für die Überweisung auf ein australisches Konto berechnen die Banken oft Gebühren drauf. In dem Fall könnt ihr einfach mal eure Bank anrufen und euch erkundigen. Wir haben es uns sogar mal ausrechnen lassen. (7000€ = +60€ Gebühren)
Vor uns lag nun etwas Arbeit – der Van brauchte eine Grundreinigung, aber alles machbar.
Wir parkten den Van um, machten am Abend erste Pläne wo wir zuerst hin müssten und dann ging es am ersten Tag auch schon los zum…
2. Auto registrieren (Rego) – *Department of Transport
In Westaustralien kann man die Registrierung, zumindest zu einem großen Teil, online machen. Nur der Käufer muss dann noch zur Behörde. Zumindest mussten wir hin, weil wir keinen australischen Führerschein hatten. Aber wir hatten ja eh alles schriftlich gemacht, also stiefelten wir mit den ausgefüllten Zetteln los.
Mit diesen Zetteln und unserem Passport setzten wir uns in die Behörde. Wir zogen einen Nummer, warteten kurz bis wir schließlich am Schalter etwas unterschrieben, zahlten und uns verabschiedeten. Den Führerschein wollte übrigens kleiner sehen.
Aber! Auf dem Zettel muss man eigentlich eine Führerscheinnummer angeben, jedoch passt die deutsche Nummer nicht in das betreffende Feld. Wir haben die Zeile frei gelassen. Freunde von uns haben die Nummer einfach auf die Rückseite geschrieben. Beides hat funktioniert.
3. Versicherung
1. NRMA
Über die Rego habt ihr so was wie eine Haftpflicht mit drin, diese deckt aber nur Personenschäden ab. Um im schlimmsten Fall nicht in den finanziellen Ruin zu rutschen musste also schnell eine weitere Versicherung her.
Wir hatten zwei Versicherungen im Blick und entschieden uns am Ende für die: NRMA. Hierbei sollte man in Australien immer die Full Comprehensive Insurance Stufe nehmen. Diese deckt fast alles ab. Das Problem ist nämlich, dass die Straße in Australien manchmal tückisch sind.
Wir haben die NRMA mit der SGIO verglichen. Diese beiden waren in der engeren Auswahl und unterschieden sich kaum.
Das ganze war ziemlich fix online gemacht.
2. RAC
Jetzt mussten wir noch die RAC abschließen. Das ist der australische ADAC. Man bekommt sogar Rabatt wenn man ADAC Mitglied ist.
Die RAC sollte man schon abschließen, weil man in Australien zu einer hohen Wahrscheinlichkeit mit Auto liegen bleibt.
Die RAC war ebenfalls schnell abgeschlossen.
Wir sind dann also fast startklar. Einen kurzen Check wollten wir noch machen bevor wir mit unserer Möhre auf die Fahrt gingen. Tja dass uns nun eine schwierige Zeit bevorstand hatten wir nicht geahnt.
4. Werkstatt
Schon oft laß ich, dass Backpacker gern über’s Ohr gehauen werden.
Erstens beim Kauf: gekauftes Fahrzeug hat einen Totalschaden (einen im Hostel hat es erwischt).
Zweitens bei der Werkstatt:
Wir machten unsere Erfahrung mit Zweitens.
Es ist so: du kommst da hin mit deinem Van und die sehen auf den ersten Blick, dass du Backpacker bist. Jetzt musst du hoffen dass da ein guter Mensch vor dir steht.
Werkstatt 1: Reparaturkosten von 5000$, alles sehr dramatisch, jede Kleinigkeit wurde aufgezählt und als sehr wichtig eingestuft.
Werkstatt 2: Reparaturkosten von 4000$, alles super dramatisch: es wäre Selbstmord mit dem Auto zu fahren,…
Wir waren am Ende. Damit hätten wir nicht gerechnet. Es war mittlerweile Martins Geburtstag und wir wollten uns eigentlich ein paar schöne Tage machen. Ich buchte extra ein Hotel (was natürlich nicht unserem Budget entsprach), kauften viele Leckereien und hatten uns die besten Filme und Serien abgespeichert. Es hätte so schön werden können. Stattdessen saßen wir auf einem Parkplatz mit der zweiten hohen Rechnung und grübelten.
War unser Wagen wirklich Schrott? Er fuhr doch gut. Wieso decken sich die meisten Schäden nicht mit der anderen Werkstatt… Wieder telefonierten wir mit den Eltern. Was machen wir nun? Mittlerweile ist schon die zweite Woche vergangen, wir wollten eigentlich schon längst unterwegs sein.
Nicht zu empfehlen:
1. Masters Autowerkstatt in Perth Northbridge
2. Perth Auto Mechanic
Der Roadtrain Driver
Ganz zufällig erzählte Martin dem Rezeptionisten unsere Geschichte. Dieser fing uns dann eines Tages mit einem anderen Hotelgast auf dem Parkplatz ab. Dieser war ein Roadtraindriver. Er fuhr diese großen Roadtrains und muss wohl manchmal auch einiges an seinen Trains selber machen wenn er im nirgendwo steht – auch mal den Motor ausbauen. Kurz gesagt er hatte Ahnung.
Er schaute sich unseren Van an, fragte ob er eine Runde fahren könne.. dann meinte er alles klar. Mit dem Van ist alles fast tutti.
Der Rezeptionist
Der Mann an der Rezeption meinte, dass als er nach Australien kam in der gleichen Situation steckte wie wir nun. Aber jetzt kenne er einen Mechaniker der nicht lügen könnte. Ein ehrlicher Mechaniker? Das klang wie Musik in unseren Ohren. Er rief seinen Freund an.
Sie sind beide Iraner. Ich kenne etwas die iranisch persische Kultur und anders als es oft dargestellt wird ist es ein sehr herzliches Volk.
Wir gaben dem ganzen eine letzte Chance. Denn jedes Mal einen Service machen erlaubte uns unser Portmonee auch nicht.
Absolute Empfehlung Auto Tyre Plus
Wir kamen also in der Werkstatt an und der Freund begrüßte uns. Wir meinten wie immer, dass er sich das Auto anschauen kann und wir in 1 Stunde wieder da sind. Er meinte: “Nein.” Wir stutzten? Ich schaute Martin an: Nein? Hadi (so hieß der iranische Freund) meinte: “Kommt her, wir schauen uns das gemeinsam an.”
Wow. Das war ja schon mal ein ganz anderes arbeiten.
Er zückte seine Taschenlampe und meinte alles soweit okay. Außer da ist was gebrochen und aufgrund dessen sind zwei Reifen schief abgefahren und die Batterie muss gewechselt werden.
Kosten: 400$
Ich war so glücklich. Bis jetzt hatten wir 4 Wochen mit dem Werkstatt Thema verbracht und kamen praktisch gar nicht voran. jetzt hieß es plötzlich in einer Stunde ist euer Auto fertig, dann könnt ihr los.
Wir haben gleich noch den Service machen lassen.
2 Stunden später saßen wir wieder im Auto.
Aber da das Auto leider die nächste Tage am Morgen nicht gleich anspring fuhren wir erneut zu Hadi. Er schaute sich das Problem an und meinte am nächsten Tag: das ist ein altes Auto, also normal.
Er berechnete uns nichts, obwohl das Auto sogar über Nacht in seiner Garage stand.
So ein Herzensmensch.
Als dank gab es europäische Süßigkeiten.
5. Es ging endlich los.
Fast, denn eigentlich ging es noch 3, 4 mal zu Ikea und in den Baumarkt. Wir haben einiges am Van gemacht. Aber jetzt konnte es endlich los gehen. Erste Mission: Richtung Norden in die Wärme. Über Nacht ist es nämlich ganz schön kalt im Auto.
Weiter ging es über Karratha in den schönsten Nationalpark Australiens, dem Karijini Nationalpark: Beitrag.
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